Glosse 105: Der Neujahrsempfang

Autor: Rot. Alexander Hoffmann

Der Neujahrsempfang des RC Redliwil war ein glanzvolles Ereignis. Alles, was Rang und Namen hatte, war erschienen. Ein Bundesrat überbrachte die Grüsse des Bundespräsidenten aus Bern, auch der US-Botschafter liess sich blicken.

Da landete eine Fliege auf der Nase von Präsident Bräker, und er erwachte am Schreibtisch aus seinem behaglichen Tagtraum. Die hässliche Realität erinnerte ihn daran, wie der letzte Neujahrsempfang tatsächlich verlaufen war. Von Promis keine Spur, als einziger Vertreter des Diplomatischen Corps war der dritte Sekretär der Botschaft von Molvanien gekommen. Immerhin hatte er sich ausgiebig dem Sekt und den Lachsbrötchen gewidmet.

«Das muss anders werden, wir sind doch wer in Redliwil und weit darüber hinaus». forderte Bräker in der nächsten Vorstandssitzung und fragte: «Was tun?»

«Wir sollten mehr Lachsbrötchen anbieten, dazu Champagner statt Sekt», schlug Kassierer Tgetgel vor. «Vor allem sollten wir unseren Neujahrsempfang rechtzeitig ankündigen», empfahl Rotarier Winkelried.

Daran mangelte es in der Tat, denn im Club hatte man sich immer noch nicht über einen Termin einigen können.

Nun haben es Neujahrsempfänge so an sich, dass sie alle kurz nach Neujahr stattfinden. Und zwar in einer Häufung, dass sich Neujahrsempfang-Profis oft dreimal am Tag aufmachen, um abends völlig erschöpft, weil voller alkoholischer Getränke und Häppchen, heimzukehren.

Bräker machte sich kundig und erschrak. Der Januar war schon komplett belegt. Die Industrie- und Handelskammer rief zum Empfang, der Gewerbeverband, die politischen Parteien – und der Lions Club, der wieder mal schneller gewesen war.

«Was tun?», fragte Bräker im Vorstand erneut. Da hob Rotarier Hürlimann die Hand. «Nehmen wir doch einfach China als Vorbild. Die feiern Neujahr am 1. Februar, wenn das Jahr des Tigers beginnt.» Hürlimann sprach nicht ganz uneigennützig, denn die Volksrepublik China war der Hauptmarkt seiner Firma. Er bot auch an, die Neujahrsrede unter dem Motto «Redliwil als Brückenkopf der Neuen Seidenstrasse» zu halten. Den Redeentwurf hatte er schon ausgedruckt fertig. Er endete mit den Worten «新年快乐 (Xīn nián kuài lè!) – Frohes neues Jahr.»

«Hm, hm», meinte die Vorstandsrunde. Mitten in die allgemeine Ratlosigkeit platzte Jungrotarier Zysset mit einem neuen Vorschlag. «Nehmen wir doch das rotarische Jahr. Wann beginnt das?»

«Am 1. Juli», sagte Bräker und strahlte. «So machen wir es. Den Termin haben wir exklusiv, dann kommen auch der Bundesrat und der US-Botschafter.»

Rot. Alexander Hoffmann

Glosse 104: Der Rotary Club Babalu

Autor: Rot. Alexander Hoffmann

Punkt 20.30 Uhr schlug Georges Bräker auf den Gong, das Meeting war beendet. Blitzschnell leerte sich die Heidilandstube. Die Rotarier spritzten auseinander, als ob es Bombenalarm gegeben hätte.

Präsident Bräker konstatierte traurig: «Schade, dass die Meetings immer so abrupt enden. Wäre doch schön, wenn wir auch ausserhalb des rotarischen Protokolls noch ein bisschen zusammensitzen würden.»

«Im Gasthof Wohlfahrt fehlt es halt an einem passenden Rahmen für einen Apéro vor allem nach dem Meeting», meinte Clubsekretär Hans Tgetgel. Das hörte der Wirt und installierte flugs eine neue Attraktion, die Babalu-Bar. Die Bar war cool durchgestylt, im Hintergrund sang Frank Sinatra «New York, New York». Es gab exzellente Drinks, darunter den Redliwil Special, eine Mischung aus einheimischen Brombeeren und Gin – geschüttelt, nicht gerührt.

Die Bar fand mächtig Zulauf, auch wegen der betörenden Barkeeperin Chantal. In ihrem roten Latex-Outfit stellte sie den Chef de Service Franz aus der Heidilandstube mit seinem abgeschabten Frack in den Schatten. Nach jedem Meeting steuerten immer mehr Rotarier zu einem Apéro in die Bar. Dort pflegten sie die rotarische Freundschaft oder fädelten in den intimen Séparées eine kleine, feine Clubintrige ein.

Präsident Bräker war begeistert: «Unser Clubleben nimmt einen ungeahnten Aufschwung.» Allerdings musste er bald registrieren, dass die Babalu-Bar der Heidilandstube den Rang abzulaufen drohte. Immer mehr Rotarier kamen abends zum Meeting – um gleich in die Bar zu gehen.

So geriet ein Vortrag, von dem sich Bräker so viel versprochen hatte, zum Fiasko. Der Gastredner, seines Zeichens Vorsitzender des Schweizerischen Verbands alleinerziehender Katzenväter, sprach gerade mal vor acht Rotariern und drei Katzen. Alle anderen waren bei Chantal und Sinatra.

«So geht das nicht, so werden wir ja zum RC Babalu», erklärte Bräker. Er nahm sich vor, die Vortragsreihe noch interessanter zu machen, um die Leute wieder in die Heidilandstube zu locken.

Wochen später hatte er wieder Grund zur Freude. Theophilus Würgzwiebel hatte nach jahrelangem Antichambrieren Bräkers einen Vortrag beim RC Redliwil zugesagt. Würgzwiebel war ein Philosoph von globalem Rang, ein Weltendeuter, wie es keinen zweiten gab. Seit Jahrzehnten lebte und dachte er in einer kargen Berghütte knapp unterhalb der Redliwiler Spitze, allen irdischen Genüssen abhold, die reine Geistigkeit.

Respektvoll besprachen Bräker und Würgzwiebel in der Berghütte die Details. Der Philosoph meinte: «Ich komme sehr gerne. Den Vortrag halte ich in der Babalu-Bar. Ich hoffe, Chantal ist noch da?»

Glosse 103: Rotary räumt auf

Autor: Rot. Alexander Hoffmann

Als Präsident Georges Bräker an einem Wochenende seinen geliebten Redliwiler See umrundete, war er bestürzt. Überall am Ufer türmte sich der Abfall, es war eine Schande. «Wir müssen etwas tun», forderte er im folgenden Meeting und meinte: «Die Säuberung des Ufers wäre doch ein tolles Hands-on-Projekt für unseren Club.»

«Was ist denn Hands-on?» fragte Marco Klotz. Der Präsident entgegnete: «Das sind Projekte für einen guten Zweck, bei denen wir alle mit Hand anlegen. Da pflanzen Clubs neue Bäume, reinigen Tiergehege oder bauen in Kinderheimen neue Möbel, die sie gespendet haben, gleich selbst auf.»

Rotarier Klotz zückte seine Kreditkarte, doch Bräker winkte ab: «Nein, nein, ein bisschen persönlicher Einsatz sollte schon sein.»

Der Immobilienbaron Heinrich von Winkelhausen bot an, einen seiner Gärtner zu schicken und schlug hoffnungsvoll vor: «Wir könnten das ja mit einem schicken Champagner-Frühstück am Seeufer verbinden.»

Bräker schüttelte sich: «Die Schlagzeilen in der Presse möchte ich mir nicht vorstellen.»

Es war nicht einfach, den Club für das Projekt zu erwärmen. Rotarierin Maria Meier-Künzli trieb eine besondere Sorge um: «Was zieht man denn zu einem solchen Event an?». Der Clubintellektuelle Professor Dr. Johann Immergrün zierte sich: «Für Handarbeit bin ich völlig ungeeignet. Aber ich kann einen Vortrag über die Kulturgeschichte des Kehrichtsackes beisteuern.»

Andere Rotarier zeigten sich unabkömmlich und warteten mit ärztlichen Attests auf, die von Bandscheibenvorfällen, Senkfüssen, Kurzatmigkeit, Rheuma und Arthrose im Endstadium kündeten. Es war zum Erbarmen. Nur ein paar junge Rotarier waren begeistert und freuten sich auf den «waste walk» rund um den See.

Doch das reichte nicht. Clubsekretär Hans Tgetgel wusste wie immer Rat in der Krise und engagierte kurzerhand fünf gestandene Männer, darunter einen Feuerwehrmann, einen von der Abfallentsorgung und vom Katastrophenschutz sowie ähnliche Experten. Sie erhielten eine Rotary-Nadel aus recyceltem Kunststoff und wurden als temporäre «Leih-Rotarier» verpflichtet.

Sie mussten auf die Vier Fragen-Probe schwören und los ging es mit dem «waste walk». Rotarier Immergrün fand immerhin drei leere PET-Flaschen und Rotarierin Meier-Künzli ergatterte in ihren Designer-Gummistiefeln wenigstes eine verrottete Angelschnur.

Den Hauptertrag an Müll lieferten die Leih-Rotarier. Sie sammelten am Ufer drei Kubikmeter Bierdosen, Pizzakartons und Zigarettenkippen, sie fischten zusätzlich aus dem Wasser fünf Fahrräder, ein Kinderbett, 23 Handys, einen Weber-Grill, acht Personal Computer und einen verrosteten Lada.

Die Presse war voller Lob und berichtete: «Rotary räumt richtig auf.»

Voller Lob war auch Rotarier Tgetgel: «Schade, dass uns die Leih-Rotarier wieder verlassen.» Doch Präsident Bräker meinte: «Nein, die sind Gold wert, die behalten wir.»

Glosse 102: Die Rotierenden

Autor: Rot. Alexander Hoffmann

«Wir müssen mit der Zeit gehen», befand Präsident Georges Bräker und schlug vor, auch beim RC Redliwil zu gendern. «Sonst heisst es, wir seien alte, böse weisse Männer.» Beim nächsten Meeting begrüsste er alle mit «Liebe Rotierende», womit sämtliche denkbaren Geschlechter berücksichtigt waren.

Clubsekretär Hans Tgetgel knurrte: «Wir sind weltoffen und tolerant, für Gleichberechtigung und für Minderheiten. Aber mir ist unklar, inwieweit Gendern das irgendwie fördern soll.»

«Das werden wir Dir schon noch beibringen», entgegnete Jungrotarier Zysset. Er hatte einen Abschluss in Gender Studies und war die treibende Kraft der Genderfraktion im Club. In seinem Klassifikationsvortrag hatte er seine Mutter genderkorrekt als das «austragende Elternteil» erwähnt.

Als Zysset von den «Studierenden» sprach, erinnerte der Clubintellektuelle Professor Dr. Johann Immergrün an Goethe. «Der hat fein unterschieden zwischen dem Studierenden, der über seinem Lehrbuch hockt, und dem Studenten, der in Auerbachs Keller Wein trinkt. Es ist grammatikalischer Nonsens, das Partizip Präsens zu verwenden, um die beiden Geschlechter zu vereinen.»

Zysset focht das nicht an: «Auch Goethe, wer immer das sein mag, wird sich noch ans Gendern gewöhnen müssen.»

Rotarier Immergrün zitierte einen renommierten Linguisten: «Der Mond ist nicht männlich, die Erde nicht weiblich, das Weltall nicht sächlich. Es gibt ein biologisches und ein grammatisches Geschlecht.»

Nils Zysset blieb unbeirrt. Die Rotierenden mussten sich in der Volkshochschule Redliwil einfinden, um den Gebrauch des Gendersterns zu lernen, das Herzstück der neuen Hochsprache. Sie übten, das «Liebe Rotarier*innen» mit dem sogenannten Glottisschlag zu sprechen, einer Minipause zwischen dem männlichen Wortstamm und der weiblichen Nachsilbe. So wie beim «Spiegelei», das mit einer Unterbrechung als «Spiegel-Päuschen-Ei» gesprochen wird.

Eines Abends trotteten Immergrün und Tgetgel auf dem Bürger*innensteig nach Hause, leise «Spiegel-Päuschen-Ei» übend. Da fragte Tgetgel: «Wo sind eigentlich unsere Damen im Club? Von denen kommt nie eine zur Schulung.»

In der Tat. Die Frauen, Redliwils Gemeindepräsidentin und Bürgermeisterin Margrit Lüthi vorneweg, rollten nur die Augen, als man sie zum Glottisschlagen einlud.

Lüthi plante gerade ihren kommenden Wahlkampf. Als Zysset ihr Referat dazu unter «Bürger*innen*meister*inwahl» ankündigte, platzte ihr der Kragen. «Männer kann man wirklich nicht unbeaufsichtigt lassen, da kommt einfach nur Unfug heraus.»

Lüthi mobilisierte die gesamte Frauenriege im Club, die Präsident Bräker in Kur schickte und Zysset eine Gesamtausgabe von Goethes Werken schenkte. Beim folgenden Meeting präsidierte Lüthi als Notvorstand und verkündete: «Das Spiegel-Päuschen-Ei hat ausgedient. Basta.»

«Bürger*innen*meister*inwahl»

Neues vom RC Redliwil

PDG Paul Meier wird Administrator

Hier sein Schreiben vom 5. August an Erich Gerber, mit Kopien an Bea Seiterle, Ursula Schoepfer, Christine Davatz, Verena Maria Amersbach und Alexander Hoffmann

Lieber Erich

Wie angekündigt, habe ich gestern Mittag unseren Freund Rot. Alexander Hoffmann in Wissembourg (Oberelsass) getroffen, um auszuloten, ob die «Chemie» zwischen uns beiden stimmt.

Bei unserer Begegnung habe ich Alexander als beeindruckende Persönlichkeit kennengelernt, die einen eindrücklichen beruflichen Leistungsausweis vorlegen kann, über ein profundes rotarisches Wissen verfügt, Initiative entwickelt und Zuversicht ausstrahlt. Kreativität, verbunden mit einer angemessenen Prise Humor, ist eine seiner weiteren Attribute. Seine Gemahlin ist übrigens auch Rotary-Mitglied; 2020-2021 präsidierte sie den Club in seiner Wahlheimat.

Ja, ich habe mich entschlossen, Deinem Wunsch entsprechend per sofort Deine Nachfolge als Administrator des Rotary Clubs Redliwil zu übernehmen. Du hast mich anlässlich unseres Gesprächs vom 21. Juli bestens in die Aufgaben dieses Amtes eingeführt. Die  Distrikt Governors Bea Seiterle (D2000) und Ursula Schoepfer (D1980) haben ihren Segen zu diesem Wechsel erteilt und mir auch die weitere finanzielle Unterstützung (im bisherigen Rahmen) seitens ihrer beiden Distrikte zugesichert.

So darf ich hoffen, meinen persönlichen Beitrag zum weiteren Gedeihen unseres RC Redliwil leisten zu können. Dir danke ich aufrichtig für Dein jahrelanges, vorbildliches Wirken, wünsche Dir und Susy heute und für die Zukunft alles Gute. Ich hoffe auf ein baldiges Wiedersehen und grüsse Dich in freundschaftlicher Verbundenheit, Dein

Paul

Paul Meier, Governor 2012-2013, Distrikt 1980
Längackerstrasse 24, CH-4532 Feldbrunnen
Telefon 032 622 89 10, Mobile 079 206 26 45, pameier@sunrise.ch

Glosse 100: Die Engelgleichen

Verfasser: Alexander Hoffmann / Erich Gerber

Am 23. Februar 1905 setzten sich in Chicago Paul P. Harris, Gustavus Loehr, Silvester Schiele und Hiram E. Shorey im Büro von Gustavus Loehr zusammen. Dieses Treffen wurde später als das erste Rotary-Meeting berühmt. Weniger bekannt ist, dass dazu ein schriftliches Protokoll erstellt wurde, das man kürzlich im Hinterzimmer einer Chicagoer Pfandleihe entdeckte.

„Ein Sensationsfund“, erklärte Präsident Georges Bräker am jüngsten Meeting des RC Redliwil. „Die Geschichte von Rotary muss neu geschrieben werden.“

Er las Auszüge daraus vor, die Rotarierinnen und Rotarier lauschten atemlos, denn laut Protokoll waren die vier Ur-Rotarier Visionäre.
„Wir werden wachsen, wir werden überall auf der Welt präsent sein“, kündigte Paul P. Harris an.“
„Vor allem in der Schweiz“, ergänzte Gustavus Loehr.
„Also in Redliwil“, war sich Silvester Schiele sicher.
„Jeden Montag, 19 Uhr, im Gasthof Wohlfahrt, Heidilandstube“, sah Hiram E. Shorey voraus.
Paul P. Harris fasste hochgestimmt zusammen: „Der RC Redliwil wird die rotarische Fackel weitertragen, unsere Werte in reinster Form verwirklichen. Von Freunden, die vereint sind in selbstloser Hingabe, engelgleich harmonierend – als echtes Geschenk für die Menschheit.“

Bräker schloss ergriffen: „So endet die Niederschrift jenes wahrhaft denkwürdigen Meetings vom 23. Februar 1905.“
In der Heidilandstube herrschte ehrfürchtige Stille.
„Es gibt Dinge zwischen Himmel und Erde…“ murmelte schließlich Ehrenpräsident Ernst Friedrich.

Da kam die Sekretärin mit der Unterschriftenmappe ins Chefbüro. Der Clubpräsident erwachte aus seinem Mittagsschläfchen. Sie sagte: „Herr Geldmacher ist am Telefon.“
Der Clubkassier durfte ihn immer stören, denn er hörte im Club das Gras wachsen.
Er legte gleich los. „Den Rotarier Ackermann, den Chef der Fellowship für Golf, haben sie in einem Putsch durch einen Jüngeren ersetzt. Jetzt darf er nicht mehr als erster abschlagen, er ist beleidigt und möchte unseren Club verlassen.“

„Ach, du meine Güte. Was ist sonst noch los?“
„Rotarier Gafner hielt doch kürzlich den Vortrag über etruskische Gräber. Rotarier Grossenbacher meinte danach im kleinen Kreis, die Leere der Darlegung sei nur noch von ihrer Länge übertroffen worden. Seitdem siezen sich beide wieder.“

„Und was machen die rotarischen Damen?“
„Zwischen Margrit Lüthi und Susanne Mengozzi gibt es atmosphärische Störungen.“
„Warum?“

„Weil Margrit Lüthi beim letzten Frühjahrsmeeting ihr Gedicht als erste vortragen durfte.“
Georges Bräker seufzte: „Tja, das mit der engelgleichen Harmonie ist so eine Sache….“

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Zum Schweizer Rotary Club Redliwil

Gegründet wurde der frei erfundene Schweizer Rotary Club Redliwil in enger Zusammenarbeit mit unserem damaligen Chefredaktor Oliver Schaffner und Rot. Alexander Hoffmann, dem Erfinder des RC Bröckedde in Deutschland.
Rot. Hoffmann ist Mitglied des RC Frankfurt am Main/Römer und liefert die Themen, die ich für unsere Verhältnisse bearbeite.
Rot. Hoffmann wird für seine Arbeit entschädigt, was von unseren Governors D 2000 auf Gesuch jeweils grosszügig übernommen wird.
Ich bin Initiant und ehrenamtlicher Administrator dieses Clubs.

Die erste Glosse unseres Rotary Clubs REDLIWIL zum Thema “Die Deutschen kommen” wurde am 1. September 2014 auf der Website https://www.rc-redliwil.ch publiziert.
Im September 2016 hat Rot. Hanspeter Ryser als Chefredaktor des Schweizer Rotary Magazins unseren Club REDLIWIL auf eine neue Basis bei WordPress gestellt.

Ich bin dankbar und freue mich besonders über die neue Glosse 100.
Am häufigsten wurde bisher die Glosse 86 “Der Club Med” angeschaut:
42’866 mal.
Insgesamt zählt die offizielle Statistik von “WordPress” bis heute 60’561 Besucher und 208’874 Aufrufe zum Club Redliwil.

PDG Erich Gerber, RC Zürich-Limmattal
Zürich, 5. April 2021

99. Warten auf Kluuny

Verfasser: Alexander Hoffmann / Erich Gerber

Ein Gerücht waberte durch das Netz: Zur neuen Spielzeit, so wusste Rotarierin Anna Obermüller bei Facebook zu posten, komme ein neuer Intendant ans Stadttheater von Redliwil. Sie geriet ins Schwärmen und schrieb über diesen George Kluuny: „Wo immer er bisher gearbeitet hat, bekamen die Theater neuen Zulauf. Ihm eilt ein Ruf voraus wie ein Donnerhall.“

Dieses Donnern erreichte auch Präsident Bräker. Im Vorstand meinte er: “Kluuny wäre wahrlich eine besondere Grösse für unseren Club. Mal was anderes als immer diese Ärzte oder Wirtschaftsprüfer. Kennt ihn jemand näher?“

Der Clubdichter Heinz Hausammann ging nie ins Theater, wollte aber etwas für seine Image tun. Er meinte: „Man hört nur Gutes über Kluuny.“ Marco Klotz, der welterfahrene Investmentbanker, ging ebenfalls nie ins Theater, wollte aber nicht zurückstehen. Er mäkelte: „Kluuny, hm, hm. Ein Blender, wie ich aus kompetenter Quelle weiß. An einem Staatstheater im Ausland soll er nur verbrannte Erde hinterlassen haben.“ Ihm zur Seite sprang Franz Mühlemann, Chef des Feuilletons beim Redliwiler Anzeiger. Er hatte ebenfalls noch nie von Kluuny gehört, wollte das aber nicht zugeben. Er rümpfte die Nase: „Kluuny sorgt zwar für eine volle Hütte, aber er hat nur die Massen im Blick; eigentlich gehört er ins Privatfernsehen.“

Dem Donnerhall tat das keinen Abbruch. Bald gewann Kluuny an weiteren Umrissen in der rotarischen Gerüchteküche. Er habe schon eine Villa an der Redliwiler Goldküste gemietet, hieß es. Ein Rotarier wollte ihn beim Shoppen in der City gesehen haben, wo er mit einem weißen Bentley nebst Chauffeur vorgefahren sei. Und Heidi Blümlisalp wollte von einem Kenner erfahren haben, Kluuny habe ein Angebot des Schauspielhauses Zürich zugunsten von Redliwil ausgeschlagen.

Als Georges Bräker davon hörte, verfiel er in Hochstimmung. „Diesen Hochkaräter dürfen wir uns nicht entgehen lassen“, sagte er zu Kassier Armin Geldmacher. Dieser rieb sich die Hände: „Dann kriegen wir auch Freikarten für die Premieren.“

Am nächsten Tag rief der Clubpräsident Anna Obermüller an: „Wann kommt Kluuny endlich nach Redliwil? Ich würde ihn gerne zu einem Vortrag einladen.“

Anna gluckste am anderen Ende der Leitung. „Kluuny wird nicht kommen – es gibt ihn nämlich gar nicht. Ich wollte im Club nur mal testen, ob die alten Reflexe noch funktionieren.“

Statistik:
Total der Aufrufe seit 2017: 203’084
Total der Besucher: 59’466
Am meisten Aufrufe hat der Club Med: 42’203

98. Die Zoom-Bücherwand

Verfasser: Alexander Hoffmann / Erich Gerber

Die Clubmeetings per Zoom hatten sich beim RC Redliwil gut eingeführt, wie Präsident Bräker an einer Vorstandssitzung (per Zoom) zufrieden erklärte. Er verwies auch auf einen Nebeneffekt: “Über die Live-Bilder erfahren wir mehr über unsere Freundinnen und Freunde, wie sie arbeiten, leben und was sie besonders mögen.“

„Genau das ist ja das Fatale“, murmelte Rotarier Ackermann, der sich in seinem Home Office eine gewisse Schlampigkeit zugelegt hatte. Am liebsten surfte er unrasiert und im Bademantel im Internet, in der Hand eine Bierflasche und eine dicke Zigarre. Vor jedem Zoom-Meeting musste er sich nun rasieren, in einen Anzug hüllen, das Rotary Zeichen anstecken und auf dem Schreibtisch demonstrativ eine Tasse Gesundheitstee platzieren.

Andere nutzten Zoom für dezente Public Relations. Die Redliwiler Bürgermeisterin Andrea Lüthi schaltete sich stets von ihrem Dienstzimmer aus zu, zur Linken das große Bild, das sie beim Händedruck mit einigen Bundesräten zeigte. Investmentbanker Marco Klotz gewährte in seinem New Yorker Büro einen fulminanten Blick auf die Skyline von Manhattan. Eher bieder ging es bei Rot. Hansjakob Gafner zu, dem führenden Bäcker von Redliwil, der sich inmitten seiner Brotlaibe und Puddingstückchen zuschaltete.

Der Clubintellektuelle Dr. Dr. Kurt Bader beeindruckte durch die riesige Bücherwand in seinem Rücken. Schon allein die Sammlung der Philosophen von Platon bis Sloterdijk und die gesammelten Werke von Max Frisch und Friedrich Dürrenmatt wirkten mächtig.

Auch Kaspar Manz zeigte sich vor einer Bücherwand. Allerdings mit Werken wie den Memoiren eines Fußballers „Das Runde muss ins Eckige“, dem Ratgeber „Schnäppchenführer Schweiz“ und der Sadomaso-Schnulze „Fifty Shades of Grey.“ Die entsprechenden Kommentare ließen nicht lange auf sich warten.

Kaspar sann auf Abhilfe. Er suchte Kurt Bader auf, lichtete dessen Bücherwand ab und ließ sich aus der Aufnahme eine Fototapete basteln. Diese wurde vor jedem Meeting vor die Sadomaso-Schnulze gerollt.

Das Ansehen von Kaspar Manz stieg rapide und bald legten sich weitere Mitglieder diese Fototapete zu.

Präsident Georges Bräker bekam diese Hintergründe nicht ganz mit. Und wunderte sich: „Komisch, dass alle dasselbe lesen. Aber es hat Niveau.“

97. Das neue Clublokal

Verfasser: Alexander Hoffmann / Erich Gerber

Voller Elan stürzte sich Rotarier Hans Berner, ein frischgebackenes Mitglied des RC Redliwil, ins rotarische Geschehen. Sein erster Vorschlag betraf ein Online-Benefizkonzert für Künstler, die durch Corona in Not geraten waren. Doch als er sein Projekt präsentierte, schienen die Freunde irgendwie abgelenkt. Hans  fragte den Präsidenten Georges Bräker: „Habe ich etwas falsch gemacht?“

„Nein, aber im Moment stehen wir vor einer existenziellen Herausforderung“, seufzte dieser. „Wir brauchen ein neues Clublokal. Der Gasthof Wohlfahrt und seine Heidi-Stuben genügen den Corona-Anforderungen nur ungenügend und drohen Pleite zu gehen. Nur die Hälfte der Mitglieder kann aus technischen Gründen bei unseren Online-Meetings mitmachen. Letztes Mal waren erfreulicherweise 33 mit Bild und Wort dabei. Ferner hat eine Gruppe in einer speziellen Aktion CHF 5‘000.- zugunsten der „Wohlfahrt“ gesammelt und dem Wirt persönlich übergeben, was dieser bestens verdankt hat.

„Na ja, irgendeine gute Beiz werden wir wohl finden“ meinte Rotarier Berner. Der Präsident wurde streng: „Lieber Hans, das Clublokal ist unsere Heimat, fast wie eine „heilige“ Stätte. Hier lodert unsere rotarische Flamme am hellsten. Im Moment diskutieren wir über zwei mögliche Lokalitäten, die „Taverne zum Goldenen Kreuz“ und den „Rathauskeller.“

Nachdenklich sahen Hans Berner und andere Mitglieder zu, wie das normale Clubleben zum Erliegen kam, wie dieses Problem „Clubwechsel“ sogar zu Geheimtreffen und Shitstorms auf Facebook führte. Rotarier John Battermann, Vorstandsvorsitzender eines Pharmakonzerns, ließ Fusionsverhandlungen mit einem US-Konkurrenten platzen, denn er kämpfte ausschließlich für das „Goldene Kreuz“. Regierungsrat Schneeberger kämpfte für den „Rathauskeller“ und vergaß darüber eine wichtige Vorlage für das Kantonsparlament. Diese ehemaligen Busenfreunde schienen nur noch über ihre Anwälte zu verkehren…

Hans Berner konnte es nicht fassen: „Warum machen wir so ein Gestürm um dieses Lokal? Und was wird aus meinen Künstlern in Not? Bei denen lodert bald gar nichts mehr.“

Der Clubpräsident hob mahnend den Zeigefinger: „Beim Clublokal geht es um eine Jahrhundertentscheidung. Der Brexit war dagegen ein Kaffeekränzchen.“

Beim Streit wurde auch ein Generationenkonflikt deutlich. Die Jüngeren plädierten für den „Rathauskeller“. Dort gibt es Parkplätze und Ladestationen nur für E-Autos und vegane Speisen mit dem Tofu-Schnitzel als Spitzengericht. Der Meetingraum heisst dort „Greta Thunberg-Lounge“. „Damit sind wir auch die altmodischen Heidi-Stuben los“, meinte Rotarier Schneeberger.

Die Traditionalisten um John Battermann, auch „Rouladenfraktion“ genannt, plädierten dagegen für die „Taverne zum Goldenen Kreuz“ eine Straße weiter. Dort gab es im „Wilhelm-Tell-Salon“ auch die Kalbshaxe nach Großmutter Art.

Der Kampf wogte hin und her, bis der Tag der Abstimmung kam. 33 Mitglieder erhoben ihre Hand für die „Taverne zum Goldenen Kreuz“, 33 andere waren für den „Rathauskeller“.

Der Clubpräsident Georges Bräker stöhnte: „Das ist eine Katastrophe. Am Ende droht uns eine Spaltung des Clubs.“

Kassier Armin Geldmacher beruhigte ihn. „In der Clubkasse habe ich eine geheime Rücklage. Die biete ich dem Wirt vom Gasthof Wohlfahrt zusätzlich an.“

„Wozu?“

„Damit er weitermachen kann und unsere Coronaprobleme noch besser löst.“

So geschah es: Mit Stichentscheid des Präsidenten blieb der Rotary Club Redliwil am bisherigen, traditionellen Ort, im Gasthof zur Wohlfahrt. Und um die jüngeren Anhänger des Rathauskellers zu besänftigen, gab es im Gasthof Wohlfahrt inskünftig ebenfalls Tofu-Schnitzel. Außerdem hieß der Meetingraum fortan „Greta-Heidi–Stuben.“

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