77. Der GPS-Rotarier

Verfasser: Alexander Hoffmann / Erich Gerber

Ereignisreich wie immer war die jüngste Reise des RC Redliwil, die diesmal nach Transsilvanien führte. Drei der 35 Teilnehmer verliefen sich beim Ausflug in einem
Biosphärenreservat, zwei fanden in den Gewölben des Dracula-Schlosses in Bran den Ausgang kaum mehr und einer kam im Nachtleben von Bukarest erst viel später nach Hause.

Als weitere zwei Freunde den Rückflug am Bukarester Flughafen verpassten, begann Präsident Georges Bräker sich ernsthaft Sorgen zu machen: „Gewisse Probleme gibt es ja immer, aber unsere Organisation wird langsam schwierig.”

Sekretär Hans Tgetgel pflichtete ihm bei: „Wir brauchen mehr Disziplin. Mit Rotariern zu reisen, ist schwieriger als einen Sack Flöhe zu hüten.“

Der Clubpräsident stöhnte: „Ich kann doch nicht jedem ein Glöckchen umhängen.“

Da schaltete sich Rotarier Fritz Albrecht ein, nebenbei der Großagrarier Nummer 1 im Großraum Redliwil. Er hatte einen Vorschlag: „Machen wir es doch wie mit meinen Schafen.“

„Wie bitte?“

Fritz erläuterte: „Wir statten jeden Rotarier mit einem GPS-Tracker aus. Über das Global Positioning System kann man dann sofort sehen, wo er sich aufhält.

Der Clubpräsident war begeistert und einverstanden. Für die nächste Clubreise nach Mailand musste sich jeder Freund einen GPS-Tracker zulegen. Vereinzelt gab es Murren, von Polizeistaat war gar die Rede, doch Georges selber ging mit gutem Beispiel voran.


Am ersten Abend in Mailand probierte er das System selber aus. Wunderbar, er hatte alle seine Schäfchen im Griff. Die Damen ortete er alle in der Galleria Vittoria Emanuele in diversen Boutiquen, alle Herren in der Bar des Hotels Principe Di Savoia.

Entspannt gönnte er sich einen Abendspaziergang, wobei er unversehens in eine dunkle Nebenstraße geriet: Plötzlich beglückten ihn einzelne Damen mit sehr direkten Angeboten. Er kehrte um, aber prompt meldete sich die Gattin per SMS: „Lieber Georgi, wo treibt Du Dich denn herum?“ I