61. Das Rüsselhündchen


Das Rüsselhündchen

Verfasser: Alexander Hoffmann / Erich Gerber

Im Gasthof Wohlfahrt gab es zum Meeting einen schweren Braten nebst reichhaltigen Beilagen. Als Präsident Georges Bräker nach dem Essen die Glocke schlug, um dem externen Referenten das Wort zu erteilen, waren die meisten Anwesenden schon schläfrig geworden.

Prof. Dr. Max Danuser von der Hochschule Redliwil sprach über ein graugesichtiges Rüsselhündchen, das erst im Jahr 2008 in einem Bergwald in Tansania entdeckt worden war (siehe Bild). Als skurrile Kreatur gehört es zu den bedrohten Arten in der Tierwelt.

Für solche Rüsselhündchen, von dem in unserem Land nur einzelne Exemplare vorkommen, hat die Gemeinde Redliwil extra einen recht aufwendigen Tunnel gegraben, damit sie die Umgehungsstrasse um den Ort sicher unterqueren können.

Beim Hinhören zu diesen Rüsselhündchen hielten nur wenige Rotarier die Augen offen, und Präsident Bräker seufzte: “Schade um dieses Thema und diese ökologische Tat!“ Da Prof. Danuser wegen des fehlenden Interesses im Publikum ein bisschen betroffen, sogar fast beleidigt war, wurde er aus Anstand höflich zu einem Fortsetzungsvortrag eingeladen.

Dabei flammte im Club wieder einmal die Diskussion auf, ob der Lunch vor oder nach dem Vortrag stattfinden solle. Die Diskussion uferte aus, wobei sich folgende Lösungsmodelle herauskristallisierten:

– Meeting mit Vortrag nach dem Essen
– Meeting mit Vortrag vor dem Essen
– Meeting mit Vortrag während des Essens
– Meeting nur mit Essen
– Meeting ohne alles.

Die Diskussion lief und lief, um dann das gewohnte Ende zu finden:
– diese Sache verblieb wie oft im rotarischen Schwebezustand.

Dann kam Prof. Dr. Max Danuser zu seinem Zweitauftritt „Rüsselhündchen reloaded“, was erneut nach dem Essen stattfand. Entschlossen stellte er sich hinter das Rednerpult und platzierte dort ein kleines Tonbandgerät.

Im Gasthof Wohlfahrt war es gerade so richtig gemütlich geworden, als er zur These anhob „Das Rüsselhündchen ist unser Schicksal“ und auf einen Knopf am Gerät drückte.
Ein Trompetensignal hallte durch den Raum, die Fenster zitterten, die Gläser klirrten, die Rotarier strafften sich schreckensstarr in ihren Stühlen. Weitere Thesen und entsprechende Trompetenstöße folgten, am Schluss brandete aus diesem Gerät Beifall auf.

Präsident Bräker war diesmal sehr zufrieden. Er bat Prof. Danuser zum Abschied: „Könnten Sie uns bitte das Tonband dalassen?“