Verfasser: Alexander Hoffmann / Erich Gerber
„Wir brauchen mehr Zusammenhalt in unserem Club Redliwil“, befand Präsident Georges Bräker und bat seinen Clubfreund Hansjakob Gafner um ein entsprechendes Motivationsreferat. Der übernahm das sehr gerne und wählte als Motto „Einer für alle, alle für einen“ aus dem Roman „Die drei Musketiere“ von Alexandre Dumas.
Gafner zitierte auch den inoffiziellen Wahrspruch der Schweizerischen Eidgenossenschaft „Unus pro omnibus, omnes pro uno“, der als Inschrift hoch oben in einem Kuppelbau des Bundeshauses zu Bern steht. Dieser Leitsatz drückt das schweizerische Ideal einer aktiven Solidarität, des Zusammenhalts im Land und der Eigenverantwortung aus.
Das gleiche Motto “Einer für alle, alle für einen” wurde auch von jungen Welschen gewählt, die diese Werte im Jahr 2021 über eine Volksinitiative wiederbeleben wollen. Dieser Verein ServiceCitoyen.ch schlägt nämlich vor, die Dienstpflicht neu zu gestalten. Jede Bürgerin und jeder Bürger unseres Landes soll inskünftig einen Milizdienst zugunsten der Gesellschaft und der Umwelt leisten. Der Referent erntete andächtiges Nicken und mächtig Beifall. Ein weihevolles Gefühl der Solidarität wehte durch die Heidistuben.
„Mal schauen, wie lange das anhält“, brummte Clubsekretär Hans Tgetgel. Er gehörte zum harten Kern des Clubs, zu den wenigen, die den Laden am Laufen hielten – gefühlt seit den Zeiten von Alexandre Dumas. Neben Bräker, Tgetgel und Gafner waren es die Clubmitglieder Max Sprüngli und Erna Zehnder. Beim Rest der über 60 Mitglieder erschöpfte sich das rotarische Engagement im Leitsatz „Meet, Greet and Eat“. Das hielt diese MGE-Fraktion nicht davon ab, den Service der Musketiere stets sehr kritisch zu begleiten – „Meet, Greet, Eat and Motzen“ lautete deshalb ihr Spruch.
Der Clubsekretär sollte mit seiner Skepsis recht behalten. Einer Einladung des französischen Partnerclubs St. Maladie sur Mer mochte niemand zu folgen, mit Ausnahme der fünf Musketiere. Georges Bräker aktivierte kurzerhand seine Tante Emma und zwei Neffen, damit die Redliwiler Delegation einigermassen präsentabel aussah.
Beim Wohltätigkeitsgrill für das Kinderheim Entlisberg stand Max Sprüngli mehrere Stunden lang alleine hinter dem vernebelten Rost, ehe er wegen einer Rauchvergiftung aufgeben musste. Und Peter Grossenbacher holte sich einen Hexenschuss beim Plakatieren für das rotarische Benefizkonzert der Redliwiler Philharmoniker.
Als Kassier Armin Geldmacher gleich drei Austauschschüler auf einmal in sein Haus aufnahm, weil sonst niemand Platz und Zeit hatte, platzte ihm der Kragen. Gegenüber Präsident Bräker verkündete er: „ich bestelle jetzt einen Malermeister.“
„…einen Malermeister – für was?“
„Für ein neues Clubmotto.“
Das Ergebnis konnten die Freunde beim nächsten Meeting in den Heidistuben bestaunen. An der Decke prangte in blutroten Lettern:
„Wenige für alle und immer dieselben.“