40. Geschichte 4 aus dem Leben: Rentnerleben

Verfasser: Heinz Anderegg

Wie Ihr wisst, bereite ich mich so langsam auf ein Leben als Rentner vor.
Ich habe deshalb vor zwei Wochen in einem Allgäuer Wellness Hotel für einige Tage ein Zimmer gebucht. Da steht in der Werbung, Wellness-Hotel, um die Seele baumeln zu lassen. „Seele baumeln lassen“, ist so schön. Aber muss man denn auch noch die Seele baumeln lassen, wenn am ganzen Körper schon alles baumelt?


Bei der Buchung habe ich mich gleich für den frühmorgendlichen Yoga-Kurs angemeldet. Nun habe ich auf der Webseite des Hotels einen kleinen Werbefilm angeschaut. Da macht ein überalterter Yogalehrer Verrenkungen, die mich gleich an einen Zirkusartist erinnern, den ich als kleiner Junge in der Manege bestaunen durfte. Das werde ich nie hinkriegen. Und als der Yogalehrer in seinem Werbefilm die Teilnehmer aufforderte, die Figur „wilder Bison im Sonnenaufgang“ auszuführen, habe ich mich gleich wieder vom Kurs abgemeldet. Ich will doch keinen Jagdschein machen, sondern lediglich eine gemütliche, aufbauende Yogastunde erleben.

Wie einige von Euch wissen, schreibe ich gerne kleine Geschichten aus unserem Alltag. Einige durften schon solche Geschichten lesen. Ich habe mir nun vorgenommen, über das Leben eines Frührentners eine Geschichte zu schreiben – so wie meine bevorstehende Rentnerzeit aussehen könnte.

Ich erhalte in meiner neuen Wohnung einen Sitzplatz mit kleiner Rasenfläche. Ich werde also jeden Tag gut zu dieser Rasenfläche schauen, sie mähen und mit ganz viel Dünger versehen, sodass ich sie so bald als möglich wieder mähen darf.
Ich kann mir gut vorstellen, dass ich nach einem geplanten Kurs zum Bau von Vogelhäuschen mich diesem Hobby widmen werde. Ich weiss zwar noch nicht, was ich nach einiger Zeit mit 40 – 50 Vogelhäuschen anfangen soll, aber Hauptsache, die täglich nicht ausgefüllte Zeit ist sinnvoll genutzt. Vermutlich bekommen die Vögel gegenüber andern Lebewesen ein ganz schlechtes Gewissen, weil sie so sehr von mir bevorzugt werden.

Aber ist es nicht so, dass einem Rentner ja eine wunderbare Zeit im 4. und letzten Lebensabschnitt bevorsteht? Endlich kann ich mal den ganzen Tag den von mir so geliebten Hausanzug tragen. Der ist zwar nicht mehr der schönste, dafür aber sooo bequem. Und das tägliche Rasieren hat auch nicht mehr erste Priorität und ich kann ohne schlechtes Gewissen darauf verzichten. Gut – Nachteile hat das auch – beim Spazieren durch gewisse Quartiere mit Hausanzug und einem Bart von einigen Wochen ist Vorsicht geboten. Nicht dass mir ein „Randständiger“ noch Geld anbietet, damit ich wieder mal warm essen könne.

Und falls ich dann wieder mal eine Partnerschaft eingehe und  die körperlichen Leistungen auch nicht mehr das sind, was sie einmal waren, gibt es heute ja die Pille Viagra. Ich habe nur Bedenken, dass wenn die Wirkung der Pille einsetzt, ich nicht mehr weiss, wozu das gut sein soll.

Und jede Eheberatung rät uns ja, etwas Leben in die Partnerschaft bringen – also zum Beispiel Sex mal in anderer Umgebung. Ich hab mir ausgemalt, dass wir dann doch einfach mal das Bett tauschen könnten.

Neu bin ich jetzt auch in einer Wandergruppe von ehemaligen Fussballkollegen aktiv – das heisst, ich habe mich da angemeldet. Bei den ersten beiden Wanderterminen hat es leider geregnet und es war „saukalt“!! Und ihr glaubt es nicht – die anderen sind bei diesem garstigen Wetter tatsächlich wandern gegangen! Das heisst 3 – 4 Stunden bei wasserfallähnlichen Regengüssen und Temperaturen unter dem Gefrierbereich hatte ich Angst, dass ich mit gefrorenen Stelzenbeinen nicht mehr vom Fleck komme und habe mich deshalb abgemeldet. Ich werde mir die zukünftige Teilnahme also nochmals überlegen müssen.
Ich habe während meiner aktiven Fussballzeit schon nicht gerne bei garstigem Wetter gespielt und ich frage mich nun ernsthaft, ob ich das in meinem hohen Alter noch schaffe, mich in diesem Ansinnen umzustellen. Ich mag mich noch an ein Fussballspiel erinnern das abgebrochen wurde, weil Blitz und Stürme unsere Gesundheit gefährdete! Wieso soll das beim Wandern also anders sein??

Nun lebe ich einfach so weiter, so wie ich es am liebsten will und am besten kann…
Und wie machen Sie es?

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.