45. Das Clubschild

Verfasser: Alexander Hoffmann / Erich Gerber

Am Eingang zum Gasthof Wohlfahrt prangten mehrere Plaketten.
Ganz oben fand sich eine Empfehlung des Schweizer Gastroführers von 2002, der bekannt ist für seine „Tipps der Woche“.
Die erste Plakette zeigte das Schild des Lions Clubs mit dem bekannten brillanten blauen „L.“
Darunter folgte das Zonta-Schild mit einem eingebauten zackigen „Z“: Zonta will weltweit alle Frauen stärken.
Darunter stand das blaue “K” von Kiwanis International: Die goldene Regel von Kiwanis lautet: „Verhalte Dich immer so, wie Du erwartest, dass sich Deine Mitmenschen Dir gegenüber verhalten.“
Zuunterst, etwas rostig und vergilbt, verkündete das Schild des RC Redliwil dass er hier ebenfalls sein Clublokal hatte.


„Das ist ja kein Zustand, wir brauchen ein neues Schild“, forderte Präsident Georges Bräker im Vorstand. Bei einigen Rotariern stieß das auf wenig Gegenliebe. Giacomo Segantini sagte: „So ein aufdringliches Schild ist doch unrotarisch. Pflegen wir lieber unsere noble Zurückhaltung.“

Kassier Armin Geldmacher entgegnete: „ Das Schild ist unsere Visitenkarte und weist unseren Gästen den Weg.“
Giacomo Segantini meinte: „Brauchen wir Gäste? Wir haben es doch so gemütlich unter uns.“
Doch die Mehrheit war dafür, Flagge zu zeigen. Rotarier Friedrich von Planta betonte: „Unser neues Schild muss aber dahin, wo es hingehört – ganz nach oben.“

Das neue Clubschild wurde in Auftrag gegeben. Es wurde ein prächtiges Exemplar, aus handgehämmertem, vollverzinktem Stahlblech. Verbunden wurde dieses Erzeugnis besten Redliwiler Handwerks mit innovativer Schweizer Technologie – in das Blech war ein farbiges Display eingelassen, das die jeweils aktuellen Meetings anzeigte. Per Knopfdruck konnten Gäste zudem Einspielfilmchen über die Geschichte Rotarys und ein Grußwort des Präsidenten abrufen.

Clubpräsident Georges Bräker war hochzufrieden und übergab das Schild dem Wirt des Gasthofs Wohlfahrt. Dezent merkte er an: „Sie wissen ja, wo das Schild hingehört.“

Er staunte Tage später nicht schlecht, als er erneut zum Clublokal kam. Ganz oben neben dem Eingang prangte das Schild der Musikgesellschaft Redliwil, gegründet 1885, die sich erst seit kurzem hier traf. Dann kamen der Lions Club, Kiwanis und Zonta, erst ganz unten neben dem Fußabtreter war der RC Redliwil präsent. Wer den Knopf drücken wollte, musste sich schon fast hinlegen.

Der Clubpräsident stellte den Wirt zur Rede: „Die da oben und wir da unten. Warum?“
Der Wirt meinte lapidar: „Für die Rangordnung habe ich ein ganz einfaches Prinzip.“
„Und das wäre?“
„Der Umsatz pro Club.“

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