18. Das Plaudermeeting

Verfasser: Alexander Hoffmann / Erich Gerber

Als beim RC Redliwil der Vortrag ausfiel, war ein Plaudermeeting fällig. Die Freunde an den Tischen in der Heidiland-Stube hatten genügend Gesprächsstoff. Chefarzt Prof. Hürlimann begann eine Diskussion darüber, ob nun die „Europa“ oder die „Sea Cloud“ das beste Kreuzfahrtschiff sei. Ernst Maerki beklagte die schlechten Manieren der neureichen Russen in Gstaad und St. Moritz, während Hans Sulzer-Mittelmoos über den neuesten Promi-Klatsch aus dem „Blick“ berichtete.
Was er da hörte, gefiel Dr. Ernst Bader, dem intellektuellen Leitstern des Clubs, ganz und gar nicht. „Wie banal – der Club badet im ganz Gewöhnlichen“, sagte er zu Präsident Bräker. Der erwiderte: „Dann sorge doch für etwas mehr Niveau!“ Beim nächsten Plauder-meeting stand Dr. Bader auf: „Liebe Freunde, lasst uns doch spontan über ein paar wirklich interessante Themen plaudern – dynamisch und mit Esprit!“
Die Mitglieder stimmten zu, und man plauderte über Quantenphysik – ganz dynamisch. Dr. Bader führte kurz in die Heisenbergsche Unschärferelation ein, niemand verstand etwas, aber alle hatten ein gehobenes Gefühl.

Bei den folgenden Plaudermeetings erklomm das Niveau ungeahnte Höhen. Man diskutierte über die „Alte Eidgenossenschaft von 1291 als Muster für Rotary International“ oder über „Thomas Manns Gedanken bei einem Gewitter über dem Zürichsee 1954“.
Dann verabschiedete sich Dr. Bader zu einem Forschungssemester in Wien, wo er die Auswirkungen des Westfälischen Friedens von 1648 auf die Stadt Redliwil untersuchen wollte. Und umgehend versiegte der Esprit.
Beim nächsten Plaudermeeting sagte Rotarier Medici: „Schon gehört, im Baumarkt gibt es Schlagbohrer für unter 100 Franken“. Fritz Albrecht rühmte die Niederquerschnitt-reifen seines Porsche und glänzte damit, sämtliche Ergebnisse der Schweizer „Nati“ auswendig zu wissen.
In der strahlenden Mitte des Meetings saß aber Hans Sulzer-Mittelmoos. Er berichtete ausführlich über die 1375. Folge der „Lindenstraße“, die er im deutschen Fernsehen verfolgte. Und neidvolle Blicke richteten sich auf ihn, als er bekannte: „Ich habe alle Folgen auf DVD!“

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