13. Das Protokoll

Verfasser: Alexander Hoffmann / Erich Gerber

Im RC Redliwil wurde ein neuer Ausschuss für Öffentlichkeitsarbeit gegründet, der frohgemut an die Arbeit ging. Clubsekretär Hans Tgetgel führte das Protokoll, kurz und prägnant, wie er es von den Vorstandssitzungen her gewohnt war. Dort gab es nie Probleme mit seinen Texten, alle waren froh, dass einer diese Arbeit übernahm. Nach der ersten Sitzung in Sachen Öffentlichkeitsarbeit schickte Tgetgel sein Protokoll in die Runde, mit der Bitte um Änderungen und Ergänzungen. Viel würde da nicht kommen, dachte er. Falsch gedacht. Sein Rundschreiben entfachte einen mittleren Tsunami. Es waren ja auch sehr eigenwillige Persönlichkeiten, die das neue Gremium bildeten. Otto Zwingli klagte: „Armin Geldmacher wird dreimal so oft erwähnt wie ich!“
Und Hans Schnurrenberger protestierte: „Meine Stellungnahme zu TOP 3a wurde völlig verstümmelt.“ Zwecks Richtigstellung und Erweiterung sandte er eine zehnseitige Unterlage nebst Verweis auf die einschlägige Fachliteratur mit.

Als schwierigster Fall erwies sich Rotarier Alexander Lätsch. Er bemerkte bezüglich der Ausführungen von Zwingli: „Bitte streichen.“
Der Clubsekretär rief ihn an und fragte: „Warum denn?
“„Weil es unbrauchbar ist, wie das meiste von Zwingli.“
Und Lätsch legte nach: „In der Debatte um TOP 5 tauche ich gar nicht auf!“

Tgetgel erwiderte: „Zu TOP 5 hast Du auch gar nichts gesagt.“
„Aber gedacht!“
Er war verzweifelt. Doch dann fand er eine Lösung. Während der nächsten Sitzung des Ausschusses wurde die gesamte Debatte auf Tonband aufgenommen, abgeschrieben und im Protokoll wortwörtlich dokumentiert, inklusive aller „Ahs“ und „Mhms“ etc. Zur zusätzlichen Absicherung gab es eine Videoaufnahme, die das Mienenspiel und die Körpersprache aller Beteiligten festhielt.

Das Protokoll enthielt 88 Seiten, die Tgetgel durchaus besänftigten:
„Das nenne ich mal ein richtiges Protokoll.“

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