10. Der Club zieht um

Verfasser: Alexander Hoffmann / Erich Gerber

Als der Gasthof Wohlfahrt wegen einer grundlegenden Sanierung für drei Monate geschlossen werden musste, fand Präsident Georges Bräker rasch ein Ausweich-quartier für die Meetings des RC Redliwil. Es war die „Engelsburg“ drei Gassen weiter. Erleichtert sagte Bräker zum Kassier Tgetgel: „Schön, dass das so reibungslos geklappt hat.“ Tgetgel schüttelte den Kopf: „Abwarten…“ Der Wechsel wurde dick unterstrichen im Wochenbericht angekündigt. Doch zum ersten Meeting in der Engelsburg fanden sich neben Bräker und Tgetgel nur drei weitere Mitglieder ein.
Dafür erreichten den Präsidenten ratlose, gar wütende Anrufe.
Rotarier Schnyder klagte: „Wir stehen hier vor einem Baugerüst. Was ist denn los?“
„Ja, hast Du das Bulletin denn nicht gelesen?“
„Das lese ich nie. Also, warum sind wir denn nicht in der „Wohlfahrt“?

Vor dem nächsten Meeting wurde die Mitteilung über den Wechsel erneut im Bulletin vermerkt, nunmehr in rot und mit Anfahrtsskizze und Lageplan. Vorsichtshalber wurde diese wichtige Nachricht auch per Post verschickt.
Bräker dachte vor allem an ältere Freunde wie Ehrenpräsident Friedrich, die den Weg ins Internet-Zeitalter noch nicht gefunden hatten. Diesmal kamen immerhin acht Mitglieder.
Wieder summte das Bräkersche Handy. Friedrich meinte etwas vorwurfsvoll: „Ich stehe hier vor einem Baugerüst!“
„Ihr habt doch einen Brief erhalten?“
„Briefe werfe ich ungeöffnet weg. Habe keine Lust auf Todesanzeigen oder Rech-nungen.“

Das Chaos währte weitere Wochen. Bräker informierte die Älteren per Hausbesuch, in ganz schwierigen Fällen lotste eine Schar von jüngeren Mitgliedern die älteren Freunde zur Engelsburg.
Nach zweieinhalb Monaten hatte sich alles eingespielt. Dann nahte der Tag, an dem der Club in den Gasthof Wohlfahrt zurückkehren musste. Beim nächsten Meeting saßen Bräker und Tgetgel mutterseelenallein in der Heidiland-Stube des Gasthofs Wohlfahrt, der in neuem Glanz erstrahlte.
Wieder summte das Handy des Präsidenten. Rotarier Schmidhauser war außer sich: „Ich bin in der Engelsburg, mit circa 30 weiteren Freunden. Aber keine Glocke, kein Präsident, nichts. Wo seid Ihr?“

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