Cartoon von Jals Smolinski
Verfasser: Alexander Hoffmann / Erich Gerber
Im RC Redliwil gab es drei Rotarier, die seit der Jahrtausendwende nicht mehr persönlich im Club gesichtet worden waren. Präsident Bräker hatte sich das lange angeschaut, nun war es genug. In kleiner Runde meinte er: „So geht das nicht weiter. Wozu sind die überhaupt Rotarier?“
Kassier Tgetgel knurrte: „Das ist eine Frage unserer Selbstachtung.
Gründen wir doch einen RSA.“
„Einen was?“
„Einen Rausschmeißausschuss.“
Bräker schüttelte den Klopf: „Das ist mir zu direkt. Nennen wir ihn doch Verschlankungsausschuss. Und geben wir den Freunden eine letzte Chance.“
Chef des Verschlankungsausschusses wurde Freund Kaspar Manz. Der General-staatsanwalt im Ruhestand freute sich, dass er endlich wieder etwas zu tun hatte.
Er rieb sich die Hände: “Das ist die Stunde der Exekutive! Erst mal Vorladung, dann Verhör, dann Vollstreckung.“
Bräker bremste den Hardliner: „Bitte bleibe diplomatisch, vielleicht ändern unserer Freunde ja ihr Verhalten.“
Kaspar Manz bat die drei Kandidaten zum Gespräch. Keiner kam. Rotarier Ernst Rorschach, Vorstandsvorsitzender eines Weltkonzerns, ließ über eine Nachwuchssekretärin antworten: Der Herr Vorstandsvorsitzende sei absolut unabkömmlich, er hoffe aber, nach dem Davoser Weltwirtschaftsforum 2023 im Club vorbeizuschauen. Außerdem werde er seine Jahresspende verdoppeln.
Der zweite Fall betraf Großmetzger Willi Schneider, der dem RC Redliwil einmal jährlich kostenlose Bratwürste zum Benefiz-Grillen lieferte. Er sei absolut unabkömmlich, teilte er mit, denn er stehe unter dem Druck der Veganer. Gerade entwickle er einen veganen Kalbskopf. Aber zum nächsten Benefiz-Grillen werde er Rinderfilets schicken.
Der Dritte im Bunde war Zeitungsredaktor Bernhard Baumann, alleinerziehender Vater eines Knaben namens Willibald. Schon vor 20 Jahren hatte er sein Fernbleiben so begründet: „Ich muss meinen Willibald abends in den Schlaf singen.“ Ein Jahrzehnt später meinte er: „Ich kann nicht kommen, denn Willibald ist in der Pubertät.“ Nun teilte er Kaspar Manz mit: „Ich bin absolut unabkömmlich, ich muss Willibalds Bachelor-Arbeit schreiben.“ Immerhin bot er an, dass der gereifte Willibald bald ja selbst zum RC Redliwil stoßen könnte.
Der Verschlankungsausschuss trat zusammen und zog Bilanz.
Der Generalstaatsanwalt im Ruhestand war irgendwie unzufrieden, aber Präsident Bräker meinte salomonisch: „Ich finde, wir sind gut vorangekommen. Mehr Cash für die Clubkasse, Rinderfilet statt Würste und außerdem kommt bald dieser hoffnungsvolle Willibald.“