Verfasser: Alexander Hoffmann / Erich Gerber
„Als die Welt noch in Ordnung war – die frühen Jahre der Bundesrepublik“, lautete das Thema des Gastreferenten Carl Friedrich Eder, der aus Deutschland zugezogen war. Schwungvoll und kenntnisreich führte er im Gasthof Wohlfahrt die Zuhörer durch jene versunkene Zeit im Großen Kanton. So kam er bis ins Jahr 1957, zu dem er anmerkte: “Da brachen die Dämme.“ Nach einer Kunstpause fuhr er fort: „In jenem Jahr wurde es in Deutschland Ehefrauen gesetzlich erlaubt, auch ohne Zustimmung des Ehemanns arbeiten zu gehen.“
In der Heidiland-Stube zischte Rotarierin Anna Obermüller : „Tss, Tss“.
Und Rotarierin von der Mayen sagte laut „Ups“.
Carl Friedrich Eder blieb ungerührt. Er meinte: „Das wird man doch wohl noch sagen dürfen.“
Präsident Bräker hatte den Eklat geahnt. Nicht umsonst entstammte der Referent dem RC Knorringen, dem letzten Club im Großraum Redliwil, der ein reiner Herrenclub war. Dieses Prinzip wurde eisern verteidigt. Jeder neue Governor durfte dort nur auftreten, wenn er zuvor schriftlich versichert hatte, das Thema Frauen nicht anzusprechen. Legendär waren die Kaminabende der Knorringer. Bei den jeweiligen Gastgebern durften die Ehefrauen zwar kochen und servieren, aber nicht am Essen teilnehmen.
Der Referent nahm am Präsidententisch Platz und Bräker dachte an die turbu-lente Zeit zurück, als sich der RC Redliwil für die Aufnahme von Frauen entschieden hatte. Das hatte zum berühmten „Redxit“, der Abspaltung einer Gruppe von Freunden, geführt. Eine neue Heimat hatten sie beim RC Knorringen gefunden.
Gutgelaunt sagte der Gast zu Bräker: „Wir sind durchaus reformwillig.“
„Tatsächlich?“
„Im vorletzten Jahr haben wir die Gattinnen aller Mitglieder in Knorringen in den Club aufgenommen – allerdings ohne Präsenzpflicht und Stimmrecht. Leider hat uns das Verwaltungsgericht in St. Gallen dieses Modell in letzter Instanz untersagt. Aber wir denken weiterhin nach vorn.“
Nach dem Meeting verabschiedete Bräker seinen Gast und bat ihn: „Wenn sich etwas bei Ihnen in Sachen Damen tut, lassen Sie es mich bitte wissen.“
Ein Jahr später rief Carl Friedrich Eder an: „Lieber Herr Präsident, ich möchte über eine Jahrhundertreform berichten, eine echte Revolution!“
„Und die wäre?“
„Bei den Kaminabenden dürfen die Frauen jetzt mitessen.“
Diese Ansicht fand ich im Zeitalter der E-Clubs bemerkenswert und ist ein Beitrag zur Rückbesinnung auf die Werte, welche den Erfolg gebracht haben.
Unsere Heimat Rotary
Nach dem Essen betritt Frd. Heller das Rednerpult, entgegen seiner sonstigen
Gewohnheit, liest er vor und redet nicht in freiem Vortrag. Dies ist seinem
aktuellen Gesundheitszustand geschuldet.
40 Jahre Mitglied in einem der ältesten Clubs Bayern müssen in eine Form
gebracht werden. Wo kommen wir her ? Wohin geht es in der Zukunft ? Ich
versuche nun die Quintessenz des Vortrages zu extrahieren, für alle Freunde
die den Vortrag im Anhang nicht ganz lesen wollen.
Rotary soll für uns eine Heimat sein in der die Mitglieder in harmonischer
Atmosphäre sich regelmäßig treffen. Paul Harris gründete Rotary 1905 nicht als
Wohltätigkeitsverein, sondern um der Verrohung in der Geschäftswelt entgegen
zu wirken. Er wollte Freundschaft fördern, korrekten Umgang pflegen und
Wertanschauungen stabilisieren. Aus diesem Geist heraus wurden auch wir
1954 gegründet als ein Club, der regelmäßige Zusammenkunft und
Freundschaft pflegt.
Die europäischen Clubs versuchten in ihren Reihen, führende Persönlichkeiten
ihrer Stadt zu versammeln, im Gegensatz zu den Amerikanern die nicht so
selektiv vorgingen. Wichtig war aber für alle Clubs die physische Präsenz der
Mitglieder, dies wird gerade durch Einführung der e-clubs ad absurdum geführt
und das wöchentliche Treffen mit Präsenzpflicht, wurde vor kurzem auch stark
gelockert. Wie soll eine zwischenmenschliche Beziehung entstehen ohne
persönlichen Kontakt? , fragt uns Frd. Heller.
Eine weitere starke Veränderung war die Aufnahme von Frauen im Jahr 1987,
die eigentlich ihre eigenen Organisationen haben, Innerwheel oder
Soroptimisten. Dies bringt Rotary, in einer immer heterogener werdenden Welt,
von der eigentlichen Idee Paul Harris weiter weg, eine homogene Gruppe zu
schaffen, mit Frauen gibt es naturgemäß mehr Divergenzen. Trotz dieser
Lockerungen nimmt die Zahl der Rotarier in der Welt, 1,2 Millionen, übrigens
nicht zu.Erwähnt wurde auch der immer größere Geldhunger von Rotary International, die
Abgaben nach Amerika nehmen allein in den nächsten drei Jahren um 20 % zu.
Für die Zukunft unseres Clubs bedeuten diese ganzen Entwicklungen, dass wir uns noch
mehr auf unsere ursprünglichen Werte und Ziele konzentrieren
müssen. Im Umgang miteinander sollte eine gepflegte Atmosphäre herrschen
und jedes Mitglied sollte Vertrauen und Freundschaft empfangen. Unser Club
muss vorbildlich miteinander umgehen, das heißt nicht alles unter einen Tisch zu
kehren, aber in den Diskussionen nicht lautstark herumzutönen. Unsere
Meinungen sollten wir den anderen nicht wie ein Waschlappen ins Gesicht
klatschen, oder den anderen gar mit Desinteresse begegnen.
Sondern immer überlegen, wie die Nachricht beim anderen Freund ankommt,
jedes Mitglied ob jung oder alt ist eine Persönlichkeit, um die sich jeder bemühen
sollte. Die besondere Freundschaft haben wir den anderen Clubs, Vereinen oder
anderen Gesellschaften in Bamberg voraus, unser Gast muß unseren
besonderen Zusammenhalt auch spüren, dann bleiben wir für neue Mitglieder
immer interessant.
“Wir müssen das, was wir denken auch sagen, wir müssen das was wir sagen
auch tun und wir müssen das, was wir tun, dann auch sein”