eigenen Verfasser: Alexander Hoffmann / Erich Gerber
So ganz war der RC Redliwil noch nicht im digitalen Zeitalter angekommen. Es gab zwar eine Website des Clubs, doch sie dümpelte vor sich hin. Unter „Aktuelles“ fand sich nur ein dürrer Bericht über den letzten Clubausflug zur Insel Affenau im Redliwiler See vom 27.11.2010. Vor allem die älteren Mitglieder taten sich schwer mit dem neuen Kommunikationsparadies. Rotarier Armin Fahrni beispielsweise las seine NZZ auf Papier, er liebte Bücher zum Anfassen, abends blieb der Computer stumm, dafür spielte er Klavier, während seine Frau dazu Schubert-Lieder sang. Entsprechend misstrauisch beäugte Fahrni das Wirken von Rolf Kummer, der kürzlich zum CICO des Clubs ernannt worden war und für mächtig Wirbel sorgte. Rolfs Auftrag war, das digitale Bewusstsein im Club weiter zu heben.
An einem der nächsten Meetings im Gasthof Wohlfahrt ließ Kummer den Club an der neuesten Pressekonferenz von Apple im kalifornischen Cupertino teilhaben. Auf einem riesigen Bildschirm konnte man per LiveTicker verfolgen, wie das neue iPhone 17turboxss, das ultimative Smartphone mit Turbolader, präsentiert wurde.
Die Jüngeren verfolgten gebannt die Präsentation. Als verkündet wurde, das neue iPhone sei einen Millimeter flacher als das Vorgängermodell, riefen die Jüngeren „Wow!“
Und die Botschaft, das Display des neuen iPhones sei um 0,3 Prozent heller, quittierten sie mit einem frenetischen „Wahnsinn!“ Die Fahrni-Fraktion fand das Ganze schwach-sinnig, zumal die jungen Mitglieder mit Schlafsäcken im Gasthof Wohlfahrt erschienen waren.
Auf Nachfrage taten sie ihre Absicht kund, vor dem Apple-Store in Redliwil zu übernachten, um am nächsten Morgen als erste das iPhone 17turboxss kaufen zu können.
Fahrni schüttelte nur den Kopf, als er zuhause vor seinem Klavier saß. Doch die Wochen vergingen und Kummers digitale Begeisterung sickerte irgendwie auch in seine Hirnwindungen.
Eines Abends war Rolf Kummer in Redliwil-City unterwegs, als er vor dem Apple-Store eine Gestalt im Schlafsack erblickte. Es war sein Clubfreund Armin Fahrni. Kummer sprach ihn an. Dieser flüsterte verschämt: „Morgen früh kommt das iPhone 18turboxss heraus. Mit einer App für alle Schubert-Lieder. Ich muss es haben.“