4. Der Club pflanzt einen Baum

Verfasser: Alexander Hoffmann /  Erich Gerber

Als das 200-Jahr-Jubiläum des Botanischen Gartens von Redliwil nahte, wollte der RC Redliwil auch dabei sein. „Das wäre eine schöne Gelegenheit, uns zu engagieren“, meinte Präsident Georges Bräker im Vorstand. Dort war die Begeisterung einhellig. „Lasst uns einen Baum pflanzen, der künftige Generationen an uns erinnern wird“, sagte Clubsekretär Hans Tgetgel. Alle nickten ergriffen. Max Sprüngli schlug etwas Bleibendes vor, einen Küstenmammutbaum von Typ Sequoia – „das ist auch der Staatsbaum des US-Bundesstaates Kalifornien! Er wird uns alle lange überdauern.“
Er dachte an ein ausgewachsenes Exemplar, so an die 150 Meter hoch.
„Das ist ein bisschen verrückt!“, meinte Bräker.
„Aber recht präsentieren muss der Baum schon“, sagte Clubsekretär Tgetgel und plädierte für eine Pyramidenpappel: „die wächst jährlich im Wipfel um bis zu 100 Zentimeter.“
Schon wollte man eine Pappel wählen, als Past Präsident Bünzli bemerkte: „Die Pappel ist aber sehr kurzlebig.“
Die Diskussion wurde hitziger. Der chinesische Ginkgo fiel als zu unhelvetisch durch, die Kiefer fand keine Gnade, weil sie irgendwie zu anspruchslos aussah, eine Tanne würde zu sehr nadeln, ein Apfelbaum galt als zu profan.
Verworfen wurde auch der Kunstbaum aus kohlenstofffaserverstärktem Polyvinyl-chlorid, eine Idee des neuen Mitglieds Peter Wenger, Prokurist bei der BASF Schweiz AG.
Streit gab es auch um das Täfelchen, das künftigen Generationen von der Wohltat des Clubs berichten sollte. Incoming Präsident Winkelried klagte: „Wenn wir diese Pappel nehmen, dann wächst das Schild doch mit in die Höhe. Schon 2031 kann keiner mehr lesen, wer den Baum gestiftet hat.“
Clubsekretär Tgetgel erwies sich als wahrer Baumexperte: „Nein, Bäume wachsen auch in die Breite, das Schild bleibt auf Augenhöhe. Aber der Baum wird dicker, nach Jahren kann das Schild abfallen oder es wächst ein und wird von der Rinde gleichsam verschluckt.“
So ging die Diskussion Monat für Monat weiter, bis Tgetgel den Präsidenten mahnte: „Übrigens, morgen feiert der Botanische Garten sein Jubiläum”.
Bräker war erschrocken: „Was sollen wir tun?“
„Lass mich mal machen“, sagte Tgetgel und fand eine Lösung, die den Vorstand befriedigte. Bräker beurteilte sie als „sehr nobel, sehr rotarisch nach dem Motto “Tue Gutes und rede nicht groß drüber.“
Und seitdem schaut Tgetgel alle drei Tage im Kassenhäuschen des Botanischen Gartens vorbei, wo neben der Apparat für die Eintrittskarten der Rotary-Baum in einem hübschen Schälchen steht. Tgetgel wässert und düngt ihn liebevoll, sorgt für den richtigen Feinschnitt und die Verdrahtung.
19 Zentimeter hoch ist der Bonsai-Baum und hat mindestens ein Jahrhundert vor sich.

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