2. Die Strafe der Götter

Verfasser: Alexander Hoffmann / Erich Gerber

Lange hatte sich der RC Redliwil gegen weibliche Mitglieder gewehrt. 1990 schrieb der Club dem Governor: „Wir wollen nicht.“ 1995 hieß es „Unsere Ehefrauen haben es verboten: Sie drohen, uns die Liebe zu kündigen.“ 2000 beteuerte man „Wir suchen, aber wir finden niemanden.” 2005 folgte „Wir suchen immer noch.“

2013 neigte sich der heroische Kampf dem Ende zu, der Druck war zu stark. Mit 36 gegen 35 Stimmen beschloss der Club, sich den Damen zu öffnen.
Als erste Frau kam Maria Meier-Künzli in den Club. Sie hatte sechs Kinder, sprach sieben Sprachen, war seinerzeit die Jahrgangsbeste an der ETH Zürich gewesen, leitete die erfolgreichste Anwaltskanzlei der Schweiz und hatte nebenbei die väterliche RUGA zum Weltmarktführer im Sektor Vierlingsflab entwickelt.
Rotarierin Meier-Künzli griff im Club bald durch. Sie duldete keine Unpünktlichkeit bei den Meetings, verschärfte die Präsenzregeln, entrümpelte das Vortragswesen, strich den Apéro vor dem Essen und trieb eigenhändig zusätzliche Spenden für die Clubprojekte ein.

„Eine Frau zum Fürchten“, klagte Past Präsident Daniel Bünzli, der Wortführer der Traditionalisten im Club. Zusammen mit einem Dutzend Clubfreunde verließ er den Club unter Mitnahme von Clubkasse und Glocke.
Als RC Redliwil Alt fand man Zuflucht in einem Kloster auf der Insel Affenau im Redliwiler See.

Auch der amtierende Präsident Bräker hatte Probleme. „Neben Maria Meier bin ich nur noch ein armer Lückenbüsser“, sagte er zu seinem Vertrauten, Kassier Geldmacher. Der hatte einen Vorschlag: „Nehmen wir doch noch eine Frau auf, ich hätte da jemand.“

Es war Heidi Blümlisalp, erst 25 Jahre alt, aber mit einer beeindruckenden Karriere. Nach der Wahl zur Miss Appenzell-Innerrhoden hatte sie diverse Titelblätter geziert, nach zwei Ehen mit einem Fußballspieler und einem TV-Moderator strebte sie gerade die Hochzeit mit einem russischen Oligarchen an. Heidi brachte Glamour in den RC Redliwil und bald erreichte ihr Ruf auch die Insel Affenau.
Die Bünzli-Truppe signalisierte Reue. Bünzli hatte nur eine Bedingung: „Wir kommen wieder, mit Kasse und Glocke. Aber nur, wenn ich den nächsten Vortrag halten darf.“ Das durfte er und als Thema wählte er ein Motiv aus der griechischen Mythologie:
„Das Weib als Strafe der Götter.“

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