1. Die Deutschen kommen

Verfasser: Alexander Hoffmann  Erich Gerber

Auch in Redliwil gab es viele Zuzügler aus dem „großen Kanton“. Ein Deutscher war Chefarzt des Redliwiler Spitals, deutsch waren viele Professoren an der Redliwiler Universität sowie der Chefredaktor des Redliwiler Tagesanzeigers. Die Villen an der Goldküste hoch über dem Redliwiler See waren fest in deutscher Hand. Darüber wurde auch im RC Redliwil diskutiert. „Die Deutschen sind ja ganz anstellig, aber es werden immer mehr“, sinnierte das langjährige Mitglied Fritz Abderhalden. Neben ihm saß Hans Schnurrenberger und nickte bedächtig: „Kein Wunder bei einer Bevölkerung von 82 Millionen. Aber immerhin sinkt ihre Geburtenrate.“
„Das dauert mir zu lange“, gab Abderhalden zu bedenken.
Tage später meldete sich ein Herr Hartmann höflich bei Clubpräsident Bräker. Er sei Deutscher aus Flensburg und im Rahmen eines Drei-Jahres-Vertrags in Redliwil tätig. Ob er als Rotarier denn ab und zu den RC Redliwil besuchen dürfe?

Präsident Bräker legte die Anfrage dem Clubvorstand vor und meinte: „Er kommt ja aus dem hohen Norden, gleichsam vom Rand der Arktis. Aber die Auskünfte über ihn lauten günstig – keine Steuerschulden, keine Strafzettel, zudem hat er mehrfach für das Rote Kreuz Blut gespendet.“

Und so durfte Hartmann am nächsten Meeting im Gasthof Wohlfahrt teilnehmen. Das Thema des Vortrags von Incoming Präsident Roger Winkelried lautete „Weshalb die Annexion von Baden-Württemberg nötig ist – historische, juristische, politische und moralische Gründe.“

Herr Hartmann lauschte Winkelried beflissen. Zum Schluss klatschte er heftig Beifall und rief „Bravo!“

Vor dem Gasthof Wohlfahrt verabschiedeten sich Schnurrenberger und Abderhalden. Beide waren sich einig: „Ein wirklich netter Rotarier. Der darf wiederkommen.“

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