30. Die Weihnachtsfeier

Verfassser: Alexander Hoffmann / Erich Gerber

Die Weihnachtsfeier des RC Redliwil begann sehr stimmungsvoll mit der Lesung von Ehrenpräsident Ernst Friedrich aus seinen Jugenderinnerungen. Er las aus dem Kapitel „weiße Weihnacht im Engadin“- leider schneite es 77 Seiten lang. Das Trio „Redliwiler Goldkehlchen“ rührte mit der Hymne „Mein Redliwil, wie lieb’ ich Dich“ die Herzen, aber überzog ebenfalls gewaltig. So konnte die Vorspeise erst gegen 22 h serviert werden, der Hauptgang kam weit nach Mitternacht und es wurde 2.15 h, als die letzten Rotarier nach Hause durften.

Präsident Bräker seufzte: „irgendwie läuft uns das immer aus dem Ruder. Wir brauchen einen Zeremonienmeister, der richtig Zug in die Sache bringt.“
Einen solchen fand er in Freund Otto Zwingli, Oberst im Ruhestand. Dessen Augen blitzten, als er den Auftrag annahm, die nächste Weihnachtsfeier zu organisieren: „Wer bei mir Führung bestellt, der kriegt sie geliefert.“

So kam es auch. Punkt 19 h wurden die Türen zu den Heidiland-Stuben geschlossen, die verspätet Kommenden, mithin die Hälfte des Clubs, mussten darussen bleiben. Innen stimmte Zwingli die übrigen Rotarier auf den Ablauf ein: „In einer Minute kommt die Vorspeise. Ich erwarte rasches Essen, bitte keine Privatgespräche. Dafür ist ein Block zwischen 20.01 und 20.06 Uhr reserviert.“

Die Goldkehlchen mussten doppelt so schnell singen, Ernst Friedrich durfte lediglich die Seite 78 vorlesen. Jeder Redner wurde nach drei Minuten durch ein machtvolles „Mein Redliwil, wie lieb‘ ich Dich“ zum Verstummen gebracht. Hauptgang und Nachtisch wurden auf einem Teller serviert. Punkt 21 Uhr ertönte die Schlussglocke, die Freunde verließen fluchtartig den Saal.

Otto Zwingli baute sich vor Georges Bräker auf, der mit Kassierer Armin Geldmacher noch am Tisch saß: „Herr Präsident, ich melde den Saal planmäßig geräumt – mit Ausnahme zweier Personen.“

„Wir wollten nur noch ein Gläschen trinken.“

Zwingli schob die beiden Clubfreunde nach draußen: „Keine Ausnahmen. Ihr wisst doch, wer bei mir Führung bestellt…“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert